Sonntag, 9. Dezember 2012

Fremd und doch vertraut – Hiroshi Sugimotos Revolution


Hiroshi Sugimoto, Revolution 001, 1990, N. Atlantischer Ozean, 
Neufundland, Silbergelatineabzug, 239 x 119.5 cm
Kennt ihr die Aufnahmen von Meerlandschaften, in die man eintauchen und am liebsten nie wieder auftauchen möchte? Der Japaner Hiroshi Sugimoto macht seit Jahrzehnten solche Bilder. Mit seiner analogen Kamera aus den 1970er Jahren harrt er manchmal viele Stunden am Meer aus, um per Langzeitbelichtung das einzufangen, was uns daran so fasziniert – Weite und Unendlichkeit. Diese Aufnahmen haben ihn berühmt gemacht. Jetzt präsentiert uns der 66-Jährige im Münchner Museum Brandhorst eine andere Meerlandschaft. Eine dunkle, mystische, aber nicht minder spannende. 

Revolution hat er die Ausstellung genannt. Irgendwie ist es eine, keine gesellschaftliche dafür eine ganz persönliche. Die Arbeiten wurden im Hochformat gehängt und drängen einem so einen anderen Blickwinkel auf. Nichts ist, wie es zu sein hat. Beim Betrachten neigt man immer wieder den Kopf nach links oder rechts, um sich die Realität zurückzuholen, um zu begreifen. Das ist wohl im Sinne des Japaners, der zwischen New York und Tokio pendelt und uns hier teilhaben lässt an seinem west-östlichen Dialog, an einer anderen Sicht auf Vertrautes.

Sugimoto überlässt nichts dem Zufall und seine Inszenierung im Museum Brandhorst ist geglückt. Die Ausstellung wirkt mystisch, und obwohl sie eine enorme Ruhe ausstrahlt, macht sie unruhig. Woran das liegt? An dem ungewohnten Blickwinkel? An dem Verstehen wollen? Das könnt ihr ja bei einem Besuch selbst herausfinden. Es lohnt sich! Zur Beruhigung: Am Ende verabschiedet sich Sugimoto mit zwei Querformaten. Da stimmt der Horizont und die Realität hat uns wieder.

Hiroshi Sugimoto. Revolution noch bis 10. Februar 2013 im Museum Brandhorst.

Bildnachweis/Photocredit: Copyright 2012 Hiroshi Sugimoto